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TALBOTYPIEN, SALZDRUCKE, SONNENBILDER

Man sollte nicht zu viel erwarten: Keine knackigen Prints wie vom seeligen AGFA MCP oder MCC!!! Die Talbotypie ist nicht mit Daguerres zeitgleicher Erfindung, welche viel mehr Detailwiedergabe zu erzeugen und damit zu überzeugen vermag, zu vergleichen. Man sollte wissen, dass das Kontaktkopierverfahren extrem flach arbeitet, und Negative mit einem Gamma noch über 2,0 erfordert. Die Negative der guten Großformatkamera sind also nicht unbedingt und sofort zum Kopieren geeignet. „Sunpictures“ - Sonnenbilder, man kann es nicht besser umschreiben, sind feine, silberhaltige Bilder in weichen Braun– oder Rotbrauntönen.

 

Chemie:

Talbots Originalverfahren sah vor, kochsalzgetränktes Schreibpapier mit einer Silbernitratlösung zu sensibilisieren, im Sonnenlicht zu belichten und durch eine Wässerung in einer satten Kochsalzlösung zu fixieren. Eine Fixierung in Natriumchlorid führt in der Regel zu einer violetten Einfärbung des Bildes. Bis Herschel um 1839 zum Fixieren erstmals Natriumthiosulfat verwendete. Und so halten wir es auch noch. Jetzt detailliert: Man benötigt eine Chlorionenquelle und organisches Material (20 g NaCl und 2 g Gelatine aus dem Küchenschrank oder besser Photogelatine auf 100 ml Aqua dest. oder wenn man hellere, rötlichere Drucke mag: 20 g Kochsalz und 20 g Natriumcitrat und 2 g Gelatine auf 100 ml Wasser) zum Beschichten des Papiers. Die Sensibilisierungslösung stellt man aus 4 g Silbernitrat auf 30 ml Aqua dest. her. Silbernitrat, reines Silbernitrat im Augenblick nicht gerade sehr preiswert, bekommt man auch da, wo man die Zutaten für die Cyanos beschafft. Man braucht ansonsten noch ein ordinäres Fixierbad, schön langsam arbeitend wie für einen ordentlichen Fine-Art-Barytprint, als Salz, aus der Tüte. Sonnenbilder sind eigentlich ungetont am schönsten. Hier gibt es aber das Problem von chemisch instabilen Silberverbindungen (wie bei allen gängigen Photographien analoger Machart), welche zum Beispiel mit einem Goldtoner in stabilere Zustände überführt werden können. Prinzipiell sollten, so man es wirklich will, alle gängigen photographischen Tonungen mal ausprobiert werden. Man muss sich jedoch im Klaren sein, dass säurehaltige Toner die Bildfarbe in Richtung rot verschieben während alkalische Varianten zu bläulichen Tönen tendieren. Eventuell muss dem fertig konfektionierten Toner noch ein wenig zum richtigen pH-Wert verholfen werden.

 

Verarbeitung:

Auch Salzdrucke werden im Kontaktkopierverfahren zu Papier gebracht. Das Negativ wird wie gehabt umkopiert - aber so schön satt und kräftig, dass „richtiges“ Photopapier in der Gradation 0 noch viel zu hammerhart zum Printen wäre. Beschichtet wird zuerst mit der Salzlösung, bei Tageslicht und getrocknet. Zum Sensibilisieren braucht man keine Dunkelkammer. Die Silbernitratlösung, welche übrigens elende schwarze Flecke auf Haut und Kleid hinterlassen wird (!), kann bei schwachem Glühlampenlicht auf die getrockneten Salzpapiere mit einem Glas– oder Acrylstab aufgebracht werden. Die Papierfasern sollten dabei nicht beschädigt werden. Getrocknet wird in der Regel in einem dunklen Raum oder einer geeigneten Kiste. Mit einem Fön oder bei 40 Grad im dunklen Backofen, zum Beispiel. Sensibilisierte Medien werden zur Belichtung im Sonnenlicht oder einer Höhensonne, Profis haben einen Kopierapparat aus einer Leiterplattenfabrikation, in einen geeigneten Kontaktkopierrahmen mit dem Negativ nach oben eingelegt. Die Belichtungszeit ist wieder stark abhängig von der Lichtquelle, aber hier lässt sich mit der Härte des Lichts der Kontrast regulieren. Direkter Sonnenschein und UV-Lichtquellen führen zu weicherem, indirektes Licht aus bewölktem Himmel zu härterem Kontrast. „Entwickelt“ wird wieder unter fließendem Wasser. Das Auswaschen des überschüssigen Silbernitrats sollte gründlich, bis alle Schleier entfernt sind, aber nicht zu lange erfolgen. Zu langes Wässern lässt das Sonnenbild ausbluten. Fixiert und archivgewässert wird wie in der ordentlichen Silberphotographie üblich.

 

Aufbewahrung und Präsentation:

Talbotypien sind konservatorisch betrachtet richtige Silberphotographien. Stabilisierung ist möglich durch die Verwendung eines hochwertigen Künstlerpapiers und durch eine chemische Umwandlung des Bildsilbers, beispielsweise mit einem Bad in einem Toner. Die alten Meister haben sich sicherlich nicht allzu sehr um solche Dinge geschert - ganz alte Sonnenbilder sind in der Royal Photographic Society noch immer zu bewundern !!!

 

Besonders empfohlene Künstlerpapiere:

Papiere von ARCHES, FABRIANO oder CRANES