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INFRAROT [Photographie jenseits des Sichtbaren]

Bei der Erfindung des Infrarotfilmes in den 30er Jahren hatte noch niemand daran gedacht: In der bildmäßigen Photographie kommen die Besonderheiten dieses Aufnahmematerials recht augenfällig und außerordentlich bei Aufnahmen im Freien zur Wirkung. Vorgehabt hatte man ein Material zur militärischen Aufklärung. Auch für Untersuchungen auf kriminalistischer Strecke, in Medizin, Biologie und Technik. Im Spektrum des Tageslichts ist infrarote Strahlung in hohem Maße vorhanden. Was ist infrarote Strahlung ? Wärmestrahlung mit einer Wellenlänge von ca. 700 nm bis 400.000 nm. Dazu im Vergleich: Strahlung als sichtbares Licht reicht von ca. 400 nm bis knapp 700nm. Darüber hinaus wird infrarote Strahlung von vielen Objekten stark reflektiert, von anderen wiederum absorbiert. Beispielsweise Chlorophyll in lebendem Blattwerk absorbiert sehr viel Licht, also sichtbare Strahlung, und reflektiert sehr viel infrarote Strahlung. Dies führt zu einer stärkeren Schwärzung des für infrarotes Licht sensibilisierten Negativfilmes und gelangt folglich im Positiv zu der charakteristisch hellen bis weißen Färbung von gesundem Blattwerk. Bezeichnet wird dies übrigens nach seinem Entdecker als „Wood-Effekt“. Stille Gewässer und blauer Himmel wird sehr dunkel, Wolken und bewegte Gewässer sehr hell. Filtert man nun noch das auf den Film in der Kamera auftreffende sichtbare Licht mehr oder weniger streng, so verstärkt respektive vermindert sich diese physikalische Reaktion.

 

Im Augenblick gibt es auf dem weltweiten Markt nur noch zwei „richtige“ Infrarotfilme: KODAK HIE und MACO IR 820. Letzterer ist auch als Rollfilm 120 verfügbar. Weitere Filme tauchen gelegentlich auf, werden aber nicht mehr produziert: KONICA IR 750 und MACO IR 750. Die Bezeichnung sagt im übrigen das entsprechende über die Sensibilisierung aus. ILFORD SFX, MACO CUBE 400, KODAK Hawkeye und deren Vorgänger, ILFORD SP 816T, APX 200 S, TURA TC1 VÜF sowie ein Derivat von FOMA und andere werden noch produziert oder auch nicht, sind aber in der Regel superpanchromatische Filme (sogenannte „Pseudo-Infrarotfilme“) mit einer erweiterten Rotempfindlichkeit bis ca. 730…750 nm. Alle sind überwiegend für die Verwendung bei der Spezie der Verkehrsüberwachungsphotographen bestimmt oder die entsprechenden zivilen Abkömmlinge. Die in den Bildern teilweise auftretenden Überstrahlungen sind die Folge der fehlenden Lichthofschutzschicht des für die Photographien verwendeten Filmes KODAK HIE. MACO verkaufte speziell für Künstler dementsprechend einen „IR 820 AURA“ Lichthofschutzschicht. Beide Filme sind leider nicht mehr lieferbar oder abgekündigt ...

 

Zu beachten ist, dass die eingesetzten Filter auf die Sensibilisierung des entsprechenden Filmes abgestimmt sein müssen. Ein schwarzes Filter, welches alles Licht bis 800 nm sperrt, wird kaum brauchbare Aufnahmen auf MACO CUBE zulassen. Allgemeingültige Aussagen zur Filmempfindlichkeit sind bei keinem Material möglich. Einerseits hängt die Empfindlichkeit von der Filterung ab, andererseits schwankt der IR-Anteil am Tageslicht jahres– und tageszeitabhängig. Man wird um Versuche also nicht herumkommen. Nächstes Hindernis: Durch Fokusdifferenz entstehen Unschärfen beim Photographieren. Dieser Umstand wird bei der Berechnung von Objektiven berücksichtigt, gilt aber nur für sichtbares (!) Licht. Manche Objektive haben eine IR-Marke, welche eine Fokusdifferenz im infraroten Bereich berücksichtigt. Scharfstellen in der Spiegelreflex is nich: In den meisten Fällen sieht man nix wegen der Filterung. Und weil das alles noch nicht genug ist: Der KODAK HIE muß im Wechselsack in und aus der Kamera aus und in die Dose gepackt werden, der klare Träger verhält sich wie ein Lichtleiter und belichtet sonst den kompletten Film. Kameras mit Infrarot-Abtastung verhunzen IR-Filme ebenfalls.

 

Was vermag Infrarotphotographie nicht? Körperwärme von lebender Materie, Wärmelecks von Häusern oder Wärmedifferentiale zum Beispiel an Kraftfahrzeugen, Bügeleisen usw. abbilden. Derartige Strahlung liegt zum Teil weit oberhalb 900 nm Wellenlänge, welche im besten Fall vom KODAK HIE gerade noch erfasst werden kann. Was vermag Infrarotphotographie? Nebel oder atmosphärischen Dunst überwinden. Photographieren im Dunklen mit einem „Infrarotblitz“ (Infrarotfilter vor dem Blitzgerät).